Donnerstag, 18. Februar 2010

Das Schicksal der Sylvia K. II

9. Februar 2010
Dann ist der Sohn weg

„Mal verdiente ich gut, mal krebste ich herum“, beschreibt Sylvia K. (Name geändert) ihr bisheriges Leben, Stadtplanerin sei sie gewesen, TV-Autorin, sie habe die Welt gesehen und immer eins gefürchtet: den Verlust ihrer Freiheit. Denn: Sozialisiert worden sei sie wie „ein südeuropäischer Straßenköter - ohne die Hunde herunterputzen zu wollen“ in einem Kinderheim in Nordhessen. Welche Folgen diese Heimerziehung habe, das wolle sie erzählen. Die 53-Jährige lebt im Ausland, nach Deutschland zurückkehren will sie nicht. Ihr Sohn ist 13.

Sie haben einen Sohn und sind alleinerziehend?

Sylvia K.: Ja. Dass ich alleinerziehend bin, wäre auch nicht weiter dramatisch gewesen, wenn mein Sohn nicht schon sehr früh an einer schweren Neurodermitis erkrankt wäre, der später noch Asthma bronchiale folgte, obwohl wir so lebten wie es gesund sein soll: ländlich. Wir hatten zwei Pferde und einen großen Hund, zwei Hektar Weideland, einen Wald, einen Fluss, Nachbarskinder. Es war die Idylle schlechthin. Doch an Schlaf war in der Nacht bei der Krankheit meines Sohnes nicht zu denken. Ich konnte bald nicht mehr nebenbei arbeiten und der Vater meines heute 13-jährigen Sohnes wollte uns nicht unterstützen. Den  Gang zum Sozialamt scheute ich aus bekannten Gründen. Wir schlugen uns durch, bis der Bauernhof verkauft werden sollte.

Irgendwie fehlt jetzt das Jugendamt, das immer irgendwann auftaucht, wenn ein Problem gewittert wird.

Sylvia K.: Sie scheinen sich da auszukennen. Nach einer Klimakur, bei der mein Sohn völlig gesund wurde, wohnten wir vorübergehend in dem Haus eines Studienfreundes. Der war als Pilot viel unterwegs. Eines Tages stand eine gräßliche Frau vom Jugendamt vor der Tür und erklärte mich in 20 Minuten für erziehungsfähig. Der Vater meines Sohnes hatte inzwischen geheiratet und seine Frau suchte ein Pflegekind. Was lag da näher als meinen Sohn ins Auge zu fassen?

Wann war das?

Sylvia K.: An einem schönen Augusttag des Jahres 2002. Was nun geschah, spiegelte die ganzen Schikanen aus meiner Zeit als Heimkind wider. Und ich stellte fest, dass die Menschenverachtung und Herabsetzung durch gewisse Sozialarbeiter sich nicht geändert hatte. Allerdings will ich nicht in Abrede stellen, dass es auch andere gibt.


Was geschah mit Ihrem Sohn? Wurde er Ihnen weggenommen?

Sylvia K.: Mein Sohn wurde von den um das Kindeswohl Bemühten heruntergeputzt. Man schilderte ihn als verhaltensgestört. Und das drohte er auch zu werden. Denn er verstand nicht, warum er nicht mehr bei mir leben durfte.

Fast zwei Jahre focht ich einen aussichtslosen Kampf. Längst hatte ich alle Rechte an meinem Sohn verloren, das Umgangsrecht war ein stundenweises Besuchsrecht unter Aufsicht geworden. Das Gutachten im Rahmen eines absurden Sorgerechtsstreits war ein reines Gefälligkeitsgutachten, die Willkür fiel sogar Laien auf. Es kam dann sogar zu einem Ermittlungsverfahren gegen die Gutachterin. Doch es verlief im Sande.

Folge 3

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